Archiv Tagebuch – Januar 2009

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vom 07.01.2009

Hallenbad wird zum TV-Sportzentrum

Jede Menge Schrott entsorgt / Einzug nach Sommerferien / Kleine Caféteria statt Gaststätte

IDSTEIN. Einen Tag vor Weihnachten traf die Baugenehmigung ein. Für den Turnverein 1844 Idstein ist jetzt der Weg frei, um das alte Hallenbad am Himmelsbornweg in ein Vereinssportzentrum umzubauen.
Von
Martin Kolbus

Spray-Künstler und Steinewerfer haben in den letzten Monaten ihre Spuren hinterlassen, die Anzeichen von Vandalismus sind überall sichtbar. Aber damit ist nun Schluss, es kehrt wieder Leben ins Gebäude ein. “Die Rohbauarbeiten werden in Kürze beginnen”, freut sich der 1. Vorsitzende des Turnvereins 1844 Idstein Wolfgang Heller. Tatenlos auf die Baugenehmigung gewartet hatten die TV-Aktiven ohnehin nicht. Seit Oktober haben die fleißigen Helfer Unmengen von Metall und Bauschutt aus dem alten Schwimmbad herausgeschafft. Große Kessel und Behälter mussten mit dem Schweißbrenner zerlegt werden. Rohre, Verkleidungen und anderer Schrott türmte sich draußen zu Bergen. Inzwischen ist fast alles raus und entsorgt.

Blick durch zertrümmertes Glas auf den Nichtschwimmerbereich, der bis zur Oberkante verfüllt werden soll. Fotos: wita / Udo Mallmann

Viel Eigenleistung
Es wird nicht die letzte Eigenleistung der Vereinsmitglieder gewesen sein. Die Helferinnen und Helfer werden noch viel Gelegenheit bekommen zuzupacken. Der Wert der Eigenleistung, so schätzt Heller, wird sich am Ende wohl auf rund 50 000 Euro belaufen. Genau genommen ist der Eigenanteil noch viel höher – schließlich ist die kostenlose Planungsarbeit von Architekt Gerhand Guckes, selbst Vereinsmitglied, einen ähnlich hohen Betrag wert.

Wer nach dem Umbau die Tür zum neuen Vereinssportzentrum öffnet, wird zunächst ein großzügiges Foyer mit Caféteria betreten. Eine Vereinsgaststätte wird es jedoch nicht geben. “Wir wollen weder mit dem Restaurant an den Tennisplätzen noch mit dem Ponyhof an der Schützenhausstraße konkurrieren”, versichert der TV-Vorsitzende. Die Caféteria dient eher dazu, dass sich die Sportler vor oder nach den Übungsstunden noch zu einem Plausch hinsetzen und dazu einen Schluck trinken können. Oder sie schauen durch eine große Panoramascheibe dem sportlichen Treiben zu.

Hallenfläche teilbar
Herzstück wird natürlich die große Halle mit ihren rund 560 Quadratmetern Grundfläche werden. Mit einem Vorhang kann dieses große Feld, das dem früheren Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich entspricht, in zwei kleinere Sportfelder verwandeln werden. Dort, wo sich früher die Kinder im kleinen Lehrschwimmbecken tummelten, entsteht ein 220 Quadratmeter großer zusätzlicher Gymnastikraum mit fest stehenden Turngeräten, abgeteilt von der großen Halle mit einer mobilen Trennwand.

Zunächst einmal muss natürlich das Schwimmbecken verfüllt werden, genauer gesagt: der ehemalige Nichtschwimmerbereich einschließlich der Schräge. Im tieferen Teil des alten Beckens, wo sich die Schwimmer und Turmspringer einst tummelten, entstehen zwei neue Vereinsräume, die vom Untergeschoss aus erreichbar sein werden.

Die riesige Glasfassade des Hallenbades wird es in dieser Form nach dem Umbau nicht mehr geben. Allein zwei Drittel nehmen dort künftig die neuen Anbauten der Geräteräume in Anspruch. Außerdem wird die Halle eine neue – tiefer liegende – Decke bekommen. Davon verspricht sich der Verein einen geringeren Energieverbrauch. “Die Energiekosten sind Dreh- und Angelpunkt für die baulichen Veränderungen vom Dach bis ins Untergeschoss”, sagt Heller. So werden beispielsweise viele der Lichtkuppeln verschwinden, durch die viel Wärme unnötig nach außen verfliegt. Zusätzliches Dämmmaterial und ein neuer Verputz sollen mithelfen, die Isolierung zu verbessern.

Pellets-Heizanlage
Eine komplett neue Heizungsanlage wird für Wärme im TV-Sportzentrum sorgen. “Wir haben uns nach reiflichen Überlegungen und Kostenvergleichen für eine Pellets-Anlage entschieden”, so der Vereinsvorsitzende. Im Untergeschoss ist ausreichend Platz für eine Pellets-Bevorratung.In der unteren Etage wird nicht nur der TV 1844 Räume nutzen. So soll dem Investor des benachbarten Hochseil-Klettergartens die Möglichkeit angeboten werden, sein Büro hier einzurichten. Und weil gleich gegenüber vom alten Hallenbad der Idsteiner Wohnmobilhafen geplant ist, sollen für diesen Nutzerkreis Duschen und WC eingerichtet werden – mit separatem Zugang.

Maßgeschneidert
Nicht alles muss im Hallenbad erneuert, umgebaut oder verändert werden. Das betrifft vor allem den Bereich der Umkleiden, Duschen und Toilettenanlagen. Maßgeschneidert auf die Erfordernisse eines Großvereins mit fast 4000 Mitgliedern sind jedoch Räume für ein Vereinsbüro, für ein Archiv, für Übungsleiter, für Besprechungen und Schulungen. Die Mütter und Väter werden sich ganz gewiss über einen Wickelraum für die jüngsten “Turnkinder” freuen.

Unter Planen verborgen lagern in der Halle bereits jetzt Sportgeräte, die früher einem Fitness-Center gehörten und dann in den Besitz des TV 1844 übergegangen sind. Für Fitnesssportler und Bodybuilder wird es also in Zukunft einen eigenen Trimmbereich geben.

Von der Entsorgung verschont blieb bei der großen Räumaktion ein Teil des alten Mobiliars. Umkleidebänke oder Schränke sollen auf Vordermann gebracht und wieder verwendet werden. Auch ein Dutzend Pflanzkübel lagern jetzt im Untergeschoss und warten auf ihre Wiederverwendung. Selbst das beschädigte ehemalige Kassenhäuschen hat noch nicht ausgedient. Der TV denkt darüber nach, ob es nach einer Reparatur am Sportplatz aufgestellt werden könnte.

Parken für Behinderte
Die Idsteiner werden im Laufe des Frühjahrs auch von außen erkennen können, dass sich rund ums alte Hallenbad etwas tut. Teile des Gebäudes erhalten ein neues Dach, darauf werden dann Solaranlagen installiert. Zum Schluss werden dann die Außenanlagen an die Reihe kommen. Vor der Halle sollen ein paar Tische und Stühle aufgestellt werden, wo sich die TV-Mitglieder bei schönem Wetter hinsetzen können. Die Pkw-Abstellplätze werden an der bekannten Stelle verbleiben, neue Parkplätze für Behinderte gibt es am Himmelsbornweg. Von dort ist dann auch die Behindertenrampe schnell zu erreichen. Zwischen Halle und Weg soll auch ein kleiner Spielbereich für Kinder entstehen.

Etwa ein dreiviertel Jahr wird es wohl noch dauern, bis aus all diesen Plänen Wirklichkeit wird. “Wir hoffen, nach dem Ende der Schulferien 2009 einziehen zu können”, blickt Wolfgang Heller optimistisch in die Zukunft.